Liebe Mitglieder und Freunde Goethes,
die Hauptversammlung der „Mutter-Gesellschaft“ in Weimar war auch in diesem Jahr wieder ein Ereignis mit Teilnehmern aus aller Welt, das wir Ihnen nicht vorenthalten wollen:
https://www.goethe-gesellschaft.de/ortsvereinigungen/natur-poesie-als-glueckliches-ereignis-die-hauptversammlung-2025-in-weimar/
Speziell die Diskussion von Lyrikern über moderne Fortschreibung von Dichtung über Fragen der Natur und unseres Umgangs mit ihr sowie der Möglichkeiten, sie in Poesie zu gestalten, traf auf großes Interesse:
https://www.goethe-gesellschaft.de/veranstaltungen/nature-writing-mit-tradition-podiumsdiskussion-zu-goethe-und-naturdichtung/
Nature Writing mit Tradition – Podiumsdiskussion zu Goethe und Naturdichtung
von Andreas Rumler
Nach all den gewichtigen Vorträgen und Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Fragen mag den Teilnehmern der 89. Hauptversammlung das Podium mit der Diskussion erfolgreicher Lyriker über Goethes Aktualität und sein Fortleben in der heutigen Dichtung als ein besonderes Bonbon erschienen sein. Zum Thema „Natur dichten. Goethe und die Gegenwart“ hatten sich Daniela Danz aus Kranichfeld, Heinrich Detering aus Göttingen, Dirk von Petersdorff aus Jena und Sophie Reyer aus Baden zusammengefunden. Moderiert wurde ihr Gespräch von Paula Wojcik aus Wien und Frieder von Ammon aus München.
Als „Sprungbretter für die Diskussion“ sollten, so Frieder von Ammon in seiner Begrüßung, Goethe-Zitate dienen, die den Diskutanten im Leben und für ihre Arbeit besonders wichtig waren. Sophie Reyer erinnerte an Worte von Mephistopheles gegenüber Faust im Studierzimmer: „Du bist am Ende – was du bist./ Setz dir Perücken auf von Millionen Locken,/ Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken,/ Du bleibst doch immer, was du bist.“ Daran werde deutlich, wie sehr sich unsere Welt seit Goethes Zeit verändert habe, bedenke man die Möglichkeiten moderner KI – sie erlaube nicht nur, sich digital aufzuhübschen oder zu verkleiden, sondern ermögliche es darüber hinaus auch, fiktive Auftritte technisch so zu gestalten, dass sie authentisch wirken.
Heinrich Detering wies auf Goethes Erinnerung „Glückliches Ereignis“ hin und darauf, dass er und Schiller unterschiedliche Zugänge zur Natur gefunden hätten, obwohl die Natur und ihr Schutz beiden gleichermaßen wichtig war. Goethe begriff sich als Teil der Natur. Es ginge uns allen besser, meinte Heinrich Detering, wenn wir von diesem behutsamen Umgang mit ihr etwas lernten. Daniela Danz erläuterte, dass Goethes Beschäftigung mit der Natur als tätige Sorge um ihren Erhalt Eingang in seine Dichtung gefunden habe, wie in „Wandrers Nachtlied“. Dirk von Petersdorf hob Goethes exakte und detaillierte Naturschilderungen hervor. Etwa wenn er Wetter und Wolken an einzelnen Tagen mit wissenschaftlicher Genauigkeit dokumentierte oder auch in stimmungsvolle Bilder fasste: „Wenn das liebe Tal um mich dampft …“
Anknüpfen an Traditionen …
„Ganz aufregend“ fand Frieder von Ammon die Neuentdeckung alter Traditionslinien seit 20 Jahren. „Nature Writing“ stoße auf Interesse, Texte dieser Art würden von Verlagen aufgegriffen und deshalb stelle sich die Frage, inwieweit Goethe und Hölderlin Anknüpfungspunkte bieten könnten, wie sich welche Traditionen aufgreifen ließen. Heinrich Detering sprach gerade diese älteren Beispiele an. Die Umwelt werde hier so geschildert, dass natürliche Erscheinungen quasi als Helden auftreten. Goethe vermeide jeden Schematismus von Landschafts-Beschreibungen, beziehe sich selbst als erlebender Mensch in die Naturtexte ein, zeige kein ministerielles Ich, sondern sich ganz selbstverständlich im Zusammenhang der Interaktion mit der Natur. Sein Verhältnis zu ihr weise erotische Züge der Annäherung auf. Er thematisiere, selbst ein Bestandteil dieser umfassenden Natur zu sein.
Daniela Danz beobachtete, dass sich die Objekte der Beschreibung geändert hätten und das Verhältnis der Autoren zu ihnen. Während Goethe an Gesteinen die Geschichte der Erde demonstriert habe, träten heute andere Interessen in den Vordergrund. Etwa in einer Publikation über Raupen. Goethe habe seinerzeit die Raupenplage bekämpft, da sie zu Waldschäden führte während Dürreperioden in kalten Jahren. Ihm sei es um die Konkurrenz zwischen Mensch und Raupe gegangen, um die Sicherung der Lebensgrundlagen für die Bürger. Heinrich Detering wies auf die Konsequenzen unterschiedlicher Perspektiven hin: Das Gedicht eines Fuchses über Gänse klänge anders, als wenn Gänse in Versen ihre Empfindungen und Gefühle gegenüber Füchsen zum Ausdruck brächten. Relevant sei jeweils das Verhältnis von Mensch, Natur und Wissenschaft, meinte Sophie Reyer, ob man die Bereiche trenne oder Poesie und Wissenschaft ineinander übergehen lasse. Als eine „Schule der Aufmerksamkeit“ begriff Heinrich Detering den Wert von Goethes Dichtungen, er lehre, genau hinzusehen und Gegenstände wie auch die Verhältnisse, in denen sie existieren, genau zu beobachten. Goethe habe den Versuch unternommen, etwa mit der „Metamorphose der Pflanzen“, durch einen poetischen Text wissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln.
… und Wechsel der Perspektiven …
Die Frage, inwieweit Goethes damalige Forschungen heute noch von Bedeutung seien, rief eine lebhafte Debatte hervor. Auch wenn viele seiner Thesen sich inzwischen als irrige Annahmen herausgestellt hätten, sei Goethe doch schöpferisch und ertragreich vorwärts geirrt. Er habe versucht, stellte Heinrich Detering fest, auf produktive Weise aus den Beschränkungen der Botanik herauszukommen. Mit seinen Analogien und Genealogien habe er Bewegungsgesetze angenommen, Spiralbewegungen vermutet, sei auf diese Weise nah an die Vorstellung der Evolution gelangt. Goethe habe sich für die Natur interessiert, soweit sie mit seinen Ideen übereinstimmte, fasste Daniela Danz zusammen. Offen blieb die Frage, ob und wieweit der Mensch und die natürlichen Vorgänge in ihren Entwicklungen frei seien oder determiniert. Goethe und Christiane hätten ihre Liebe in freier Entscheidung gestaltet, die Metamorphose der Pflanzen sei botanisch bestimmt und eben nicht frei.
Heinrich Detering griff die „Wahlverwandtschaften“ auf. An Hand eines Begriffes aus der Chemie habe Goethe exemplarisch demonstriert, dass ein Mensch wie Eduard versuche frei zu entscheiden und zu leben. Wie alle anderen Figuren des Romans scheitere aber auch er in seiner Absicht, selbst sein Handeln zu bestimmen. Einzig Ottilie gelinge es mit ihrem Hungertod, sich frei zu entscheiden, sich aus dem Leben zurückzuziehen. Goethe frage, ergänzte Dirk von Petersdorff, am Beispiel der „Wahlverwandtschaften“, was Menschen in ihrem Verhalten steuere: „Warum war ich nicht frei?“ Gegen Ende des „Faust II“ öffne sich der festgefügte Naturraum, es gebe Bereiche, die eben nicht nur Naturgesetzen unterliegen. Faust greife in die Natur ein, gestalte aktiv, mache sich aber schuldig. Und dennoch werde er gerettet. Hier lege Goethe sich nicht fest, biete Alternativen der Bewertung an.
Es handele sich um eine bedeutsame Phase der Entwicklung der Gesellschaft, hob Daniela Danz hervor. Goethe, stets allen Neuerungen aufgeschlossen, habe die Chancen der modernen Dampfmaschine erkannt, aber die breitere Einführung dieser Technologie nicht mehr erleben können. Mit seinem Interesse an progressiver Technik und seiner Skepsis in Bezug auf deren soziale Auswirkungen habe er am Beginn einer historischen Umwälzung gestanden, deren Konsequenzen aber nicht mehr zu beurteilen vermocht. Er sei tief religiös gewesen, nicht in einem kirchlichen Sinn, erinnerte Dirk von Petersdorff, aber mit der Vorstellung eines „allliebenden Gottes“ – abgeleitet von einem Naturverständnis aus spirituellen Quellen und Ideen.
… bei Eingriffen in die Natur
Er halte spätere Vertreter des „Nature Writing“ heute für besonders interessant, fügte Heinrich Detering hinzu. Goethe habe die Entwicklung noch nicht übersehen können. Aber er beobachtete genau die Vorgänge in Panama und bei Suez oder der Hafenbau-Projekte an der Weser. Sein Interesse für das moderne Transportwesen dokumentiert das Modell der Lokomotive „Rocket“ in seinen Sammlungen. Faust trete traditionell als Patron auf, sei faktisch aber moderner Unternehmer, der Arbeiter gegen Lohn für sich tätig werden lasse. Hier entfalte sich eine moderne Klassen- und Industriegesellschaft in ihrer frühen Version. Die Mechanisierung der Fabrikarbeit mit der Konstruktion maschineller Webstühle zeige die Entwicklung eines neuen Verhältnisses von Mensch und Natur. Daniela Danz führte aus, dass Akademiker um 1870 alte Herrschafts- und Besitzstrukturen ändern wollten zum Wohl der Fürsten und Unternehmer, während Goethe bis an sein Lebensende 1832 eher für die Beibehaltung tradierter Strukturen eintrat.
Einig war man sich auf dem Podium, dass es nicht sinnvoll sei, Goethe als einen frühen Vertreter aktueller Umweltbewegungen zu verstehen. Er betrachtete die Natur wissenschaftlich, respektierte ihre Erhabenheit, nahm ihre Bedrohung durch technische Entwicklungen zur Kenntnis, war 1832 aber noch weit davon entfernt, an Gefahren durch eine Klimaerwärmung denken zu müssen. Die Vorstellung grundlegender Veränderungen im Rahmen des Anthropozäns lag außerhalb seiner Erfahrungen und Überlegungen. Eine großflächige Verseuchung der Meere und Luft war für ihn nicht erkennbar. Goethe registrierte den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien 1815 und erlebte die Natur auch als bedrohlich, aber eben nicht die Umwelt als existenziell bedroht durch menschlichen Einfluss. Sophie Reyer wies auf die Gefahren moderner Eingriffe in biologische Prozesse hin und zitierte Goethes Gespräch mit Eckermann vom 13. Februar 1829. Der überliefert Goethes Appell zu vorsichtigem und verantwortungsbewusstem Handeln: „die Natur versteht gar keinen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst, immer strenge, sie hat immer recht, und die Fehler und Irrtümer sind immer des Menschen.“
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Sehr geehrte Mitglieder und Freunde Goethes und der Literatur,
in der internationalen „Muttergesellschaft“ Weimar erscheint regelmäßig unser neuer Newsletter:
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Mit ihren Ortsvereinigungen und den nationalen Goethe-Gesellschaften weltweit bildet unsere Vereinigung ein wichtiges Netzwerk. Im Geist Goethes arbeiten wir im Sinn des Dialogs und der Verständigung zwischen Völkern und Kulturen. Dieser Diskurs über den heimischen Tellerrand hinweg wird heute immer wichtiger.
Informationen darüber finden Sie hier:
Hauptversammlung – Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V.
oder über weitere Klicks auf dem Newsletter.

Tagung zum Goethe-Haus in Weimar
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Unter dem Titel „Denkmal, Dichterhaus, Vermittlungsort – Das Goethe-Nationalmuseum im 21. Jahrhundert“ findet in Weimar vom 29. – 30. September im Festsaal des Goethe-Nationalmuseums eine Tagung statt. Auf dieser und einer Folgeveranstaltung im Mai 2023 werden internationale Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Disziplinen über die Rolle des Goethe-Hauses heute und die Möglichkeiten der Neukonzeption nach 2026 diskutieren. In der ersten Diskussionsrunde am 29. September treffen die Kuratorin für Outreach im Brücke-Museum Berlin, Daniela Bystron, und der Präsident der Goethe-Gesellschaft, Stefan Matuschek aufeinander. Die gesamte Tagung ist öffentlich und der Besuch kostenfrei. Um Anmeldung wird gebeten an
annegreenwood.mackinney@klassik-stiftung.de;
Den Flyer zur Tagung finden Sie hier zum Herunterladen:
https://www.goethe-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2022/09/flyer-tagung-goethe-nationalmuseum.pdf
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Wieder einmal bot das Goethe-Museum im Schloss Jägerhof in Düsseldorf eine bemerkenswerte Ausstellung, dokumentiert Entwicklungen, die in unsere Moderne münden:
Luxus & Lifestyle. Weimar und die weite Welt

Leider ist die Ausstellung inzwischen abgebaut, dafür gibt es aber einen Katalog, herausgegeben von der Kuratorin: Frau Dr. Barbara Steingießer:

Eine Rezension finden sie hier unter der Rubrik Lektüre-Tipps
26.10.2021, Dienstag, 11:00 Uhr bis 20.02.2022, Sonntag, 17:00 Uhr
Wenn sie sich auch stets wandelt und dauerhaft nur im Wechsel ist, so bleibt sie doch, was sie war: „die einzige und unüberwindliche Universalmonarchie auf Erden“. Gemeint ist die Mode.
Schon vor mehr als zwei Jahrhunderten reklamierte eine Zeitschrift selbstbewusst für sich, die Annalen dieses einzigartigen Königreichs zu schreiben. Welche könnte das gewesen sein? Die „Vogue“? – Nein. Obwohl dieses Magazin in der Presse auch als „Modebibel“ bezeichnet wird und ihre globale Chefredakteurin als deren einzige Königin, hat die mit knapp 130 Jahren noch relativ junge Zeitschrift die Geschichtsschreibung im Königreich der Mode nicht begründet.
Mehr als ein Jahrhundert älter als die „Vogue“ ist die erste deutsche Modezeitschrift, deren erstes Heft im Januar 1786 erschien – in dem Jahr, in dem in Deutschland die letzte Kleiderordnung erlassen wurde. Eben diese Kleiderordnungen waren es gewesen, mit denen die Stände über Jahrhunderte per Gesetz scharf und für alle sichtbar voneinander abgegrenzt wurden. Ein Verständnis von Mode im heutigen Sinne als freier Ausdruck der Individualität wurde erst in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs möglich. Das Magazin, das ab dem zweiten Jahrgang unter dem Titel „Journal des Luxus und der Moden“ Furore machte, war über Jahrzehnte hinweg das erfolgreichste journalistische Unternehmen Deutschlands.
Dass es brandneu war, konnte man schon auf den ersten Blick erkennen. Die Hefte machten durch einen flammend orangefarbenen Umschlag auf sich aufmerksam, der von da an mit den Begriffen ,Luxus‘ und ,Mode‘ assoziiert wurde. Und das rund 150 Jahre bevor der französische Lederwarenhersteller Hermès ein solches Orange als Firmenfarbe erneut mit Luxusgütern in Verbindung brachte.
Das „Journal des Luxus und der Moden“ war mit seinen handkolorierten Druckgrafiken die erste Illustrierte Deutschlands. Es berichtete in der mediengeschichtlich wegweisenden Verbindung von Text und Bild nicht nur über die neuesten Damen- und Herrenmoden aus Paris, London und Wien, aus Italien sowie aus den deutschen Messestädten und Kurorten, sondern war auch Lifestyle-Magazin. Entsprechend dem Plural des Wortes ,Mode‘ (aus frz. mode: Art) im Zeitschriftentitel behandelte es nicht nur im engeren Sinne die zum Zeitpunkt des Erscheinens bevorzugte Art, sich zu kleiden, zu frisieren und zu schminken, sondern mit einem weiter gefassten Begriff auch andere Gegenstände oder Tätigkeiten, die gerade ,à la mode‘ waren. So informierte das Journal regelmäßig über Tischkultur, Einrichtungstrends und Gartenarchitektur, über Erfindungen für den Haushalt, über die neuesten Kutschen und Schlitten, über Literatur und Theater, glanzvolle politische Ereignisse, Reisen und ferne Länder sowie über Modespiele und Gesellschaftsklatsch.
In den gut vier Jahrzehnten seines Erscheinens von 1786 bis 1827 veröffentlichte das „Journal des Luxus und der Moden“ 12.000 Textbeiträge und 1.500 Abbildungen auf 40.000 Druckseiten. Und weil es trotz der wechselvollen Zeit zwischen Revolution und Restauration Bestand hatte und mit kritischem Blick die gesellschaftlichen Veränderungen in Europa registrierte, ist es heute auch eine bedeutende kulturhistorische Quelle.Im Bestand des Goethe-Museums Düsseldorf sind nicht nur die 42 Jahrgänge des Journals nahezu komplett überliefert, sondern zur Sammlung gehören auch zahlreiche Gegenstände der angewandten Kunst, wie sie in der Zeitschrift vorgestellt wurden, so zum Beispiel Schmuck und Accessoires, Möbel, Silber, Porzellan und Glas.
Daher lag es nahe, in einer Sonderausstellung zusammen mit dem Lifestyle-Magazin der Goethezeit auch Modeartikel von damals zu präsentieren und die dreidimensionalen Objekte wiederum Luxusprodukten von heute gegenüberzustellen.Die Ausstellung präsentiert die handkolorierten Hefte, die mit ihrem flammend orangefarbenen Einband auf die brandneue Mode aufmerksam machten, und zeigt am Beispiel alter und neuer Luxusgüter, wie manch ein Trend von damals das Design von heute inspiriert.Mode ist nicht nur Spiegel des Zeitgeists, sondern macht Kulturgeschichte sichtbar. Die Ausstellung führt dies anhand besonderer Stücke von mehr als 20 Leihgebern und aus den reichen Beständen der eigenen Sammlung vor Augen.
Zu sehen sind neben Kleidern und Schuhen aus vier Jahrhunderten auch Accessoires und Einrichtungsgegenstände berühmter Persönlichkeiten. Darunter Gemmenringe von Goethe und von Joseph Haydn, eine in Gold gefasste Miniatur, die Angelika Kauffmann der Herzogin Anna Amalia schenkte, Schmuck der Zarentochter Maria Pawlowna und solcher aus der Familie des Komponisten Johann Nepomuk Hummel sowie ein für Coco Chanel persönlich angefertigtes Modeschmuck-Ensemble. „Wir schreiben die Chronik des Geistes unserer Zeit, insofern er von der Mode beherrscht, geleitet, und geformt wird“, erklärt der Herausgeber im „Journal des Luxus und der Moden“. Vom Zifferblatt ablesbar ist dieser Geist bei den besonderen Zeitmessern der Schau: einer Figurenuhr mit der personifizierten „Hora“ aus Ton, einer Tischuhr aus Schillers Besitz, die er vor Augen hatte, als er am »Wallenstein« schrieb, einer goldenen Taschenuhr, die einst Jerôme Bonaparte gehörte, und einer solchen aus dem Besitz des Großherzogs Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach, die ein Jugendporträt seiner Schwester enthält, der späteren Kaiserin Augusta.
Überraschenderweise hatte das „Journal des Luxus und der Moden“ seinen Verlagssitz nicht etwa in einer Metropole wie Berlin oder in einer Messestadt wie Leipzig oder Frankfurt, sondern in der kleinen Residenz Weimar, die man gemeinhin als Klassikerstadt fernab vom modischen Puls der Zeit wähnt. Gegründet wurde es von dem Verleger Friedrich Justin Bertuch (1747–1822), der ein erfolgreicher Geschäftsmann und fleißiger Netzwerker war. Zum Mitherausgeber konnte er Georg Melchior Kraus (1737–1806), den Direktor der fürstlichen Zeichenschule, gewinnen, der zugleich die kunstvollen Bildtafeln entwarf. Die Informationen über das Neueste vom Neuen aus den Modezentren Europas beschafften den Herausgebern Korrespondenten im In- und Ausland. So wurde ein Kosmopolitismus der Mode auch von der Provinz aus möglich.
Zunächst aber mussten Bertuch und Kraus Vorurteilen vorbeugen und Angriffe abwehren, um ihr neues Projekt zu rechtfertigen. Die Weimarer Dichter und Denker fürchteten einen Siegeszug der Oberflächlichkeit. Wenn Goethe später auch selbst Beiträge im „Journal des Luxus und der Moden“ veröffentlichte und dessen Anzeigenteil dazu nutzte, für eigene Publikationen zu werben, so war es ihm doch ein rotes Tuch: „Es ist aber als wenn alles geistreiche diesen feuerfarbenen Einband flöhe“, schrieb er im Januar 1796 an Schiller. Bereits im Vorwort zum ersten Heft sprechen die Herausgeber die zu erwartenden Vorwürfe direkt an: Luxus, davon seien ihre Gegner überzeugt, „ist die Pest der Staaten!“, schreiben sie. „Er verschwendet den reinen Ertrag zu unfruchtbaren Ausgaben; löst alles Gefühl für Moralität und Ehre auf; zerrüttet den Wohlstand der Familien, und liefert dem Staate Scharen Bettler!“
Aber Bertuch und Kraus zitieren ebenso auch die Befürworter: „Luxus, sagt der Finanzier und Technolog, ist die reichste Quelle für den Staat; der allmächtige Hebel der Industrie, und das kräftigste Triebwerk der Zirkulation. Er schafft Künste, Wissenschaften, Handel und Gewerbe und bewirkt Genuss und Glück des Lebens!“ Ihr Journal, davon waren Bertuch und Kraus überzeugt, sei ein geeignetes Mittel, um den negativen Entwicklungen neuer Trends entgegenzuwirken, denn es könne das ästhetische Urteilsvermögen seiner Leserinnen schärfen und sie vor Modetorheiten bewahren.„Man traue ihr keine große Beharrlichkeit zu“, schreibt das Journal 1823 über die Mode. „Ihr Wesen und innerstes Streben ist Wandlung, Steigerung. Sie will Extreme, jetzt das Größte, dann das Kleinste und so bei dem Weiten und Engen, Bunten und Farblosen, Verhüllten und Entblößten.“ Beständig ist die Mode nur in ihrer Unbeständigkeit – damals wie heute.
Einen ganz herzlichen Glückwunsch – es ist soweit!!!

https://deutsches-romantik-museum.de
https://www.hessenschau.de/tv-sendung/deutsches-romantik-museum-eroeffnet,video-159298.html
Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde des Freien Deutschen Hochstifts,
rund zehn Jahre hat das Team des Freien Deutschen Hochstifts an der Realisierung des Deutschen Romantik-Museums gearbeitet. Nun steht die Einrichtung der neuen Dauerausstellung kurz vor dem Abschluss. Am 14. September 2021 wird das Deutsche Romantik-Museum für Sie eröffnet.
Wegen Corona musste die Weimarer Hauptversammlung vor Ort leider ausfallen …
Online-Angebot zur 87. Hauptversammlung der
internationalen Weimarer Muttergesellschaft
Deshalb bieten wir Ihnen als ideellen Besuch an der Ilm an, die Begrüßungs- und Festrede des Präsidenten Prof. Dr. Stefan Matuschek anlässlich dieser Hauptversammlung der Goethe-Gesellschaft als Aufzeichnung anzusehen. Wir werden sie hier einstellen, bislang ist sie auf der Homepage der internationalen Goethe-Gesellschaft in Weimar als Video abrufbar:
Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V.

Am 22. März war Goethes Todestag, ein möglicher Anlass, sich wieder einmal daran zu erinnern, dass durch einen weltweiten Dialog und globale Partnerschaft alle Bewohner des Planeten gewinnen könnten, ließen sie sich nicht von religiösen Eiferern und egoistischen Nationalisten gegeneinander aufhetzen. Goethes Ideal war Weltliteratur als Diskurs in Sachen Kunst und Kultur sowie wissenschaftlichem Austausch. Sein Erbe gilt es zu wahren und zu pflegen.

Abbildung mit freundlicher Genehmigung der Klassik Stiftung Weimar
Die internationale Goethe-Gesellschaft in Weimar gedachte heute am 22. 3. 2021 im Namen ihrer 2500 Mitglieder in 40 Ländern der Welt des 189. Todestages von Johann Wolfgang von Goethe. Sie legte ein Blumengebinde am Goethe-Schiller-Denkmal nieder. Und was schrieb Goethe am 24. März 1779 an Charlotte von Stein? „Blumen sind die Hyroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.“


Wie wär’s mit einem virtuellen Gang durch seine kleine Welt:
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